Briséfächer des 18. Jahrhunderts
Deutsches Textilmuseum
Krefeld, Deutschland
www.deutschestextilmuseum.de


Briséfächer, Frankreich (?), 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts (um 1730–1750)
Inv. Nr. 29330
Stäbe: Elfenbein, beidseitig bemalt, Temperafarben mit Lacküberzug;
Halteband: Seide, bemalt; Metalldorn mit Steinbesatz
Länge: 19 cm; Breite (max.): 40,5 cm; Anzahl der Stäbe: 30
© Deutsches Textilmuseum, Stadt Krefeld
Text: Jeanne Spriet, Wissenschaftliche Volontärin und Kuratorin der Ausstellung « C’est dans l’air – Fächer des 18. bis 20. Jahrhunderts im Deutschen Textilmuseum » (16.03.–10.08.2025), Deutsches Textilmuseum, Krefeld.
Veröffentlicht am 28. März 2025.
Im Jahre 2023 erhielt das Deutsche Textilmuseum ein Konvolut von 17 Fächern aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und frühen 20. Jahrhundert als Schenkung. Aus unterschiedlichen Materialien hergestellt und auf verschiedene Weise dekoriert, bilden diese reizvollen Accessoires eine besondere Ergänzung zur bestehenden Sammlung an Fächern in der Sammlung des Deutschen Textilmuseums.
Als kulturhistorisch wertvolle Objekte dienten Fächer in den vergangenen Jahrhunderten mehreren Zwecken. Denn neben der Funktion des Luftwedelns galten die sehr körpernah verwendeten, tragbaren Objekte vor allem als Kommunikationsmedien in Zeiten, in denen eine „Kultur des Blicks“ offizielle und private Zusammenkünfte dominierte und Status, Geschmack und Prestige durch Kleidung und Gesten ausgedrückt wurden. Als geheimnisvolle Objekte mit langer Geschichte sind Fächer Symbole für Raffinesse und Eleganz.
Die Fächersammlung des DTM zeichnet sich durch eine Vielfalt an verwendeten Materialien, Techniken und Verzierungsweisen aus. Neben Elfenbein und Schildpatt finden sich Holz und Perlmutt für die Stäbe, daneben Federn, Spitze, Seide, Metall, Lithographie und kostbare Bemalung als Dekoration der Blätter. Die Kulturgeschichte des europäischen Fächers lässt sich anhand dieser Sammlung exemplarisch aufrollen. Jeder Fächer erzählt eine eigene Geschichte und ist darüber hinaus ein auffallender Blickfang.
Zeigt das Deutsche Textilmuseum vom 16. März bis zum 10. August 2025 das Fächerkonvolut in einer Kabinett-Ausstellung, kombiniert mit Kleidern und weiteren Accessoires aus der Museumssammlung.
Das Zentrum der Vorderseite dieses Briséfächers bildet eine galante Szene: eine als Schäferin gekleidete Dame sitzt mit einem Herrn am Ufer eines Sees, zwischen Architektur- und Naturelementen. Zwei weitere Personen – eine Dame und ein Herr beim Angeln – befinden sich auf einem Boot auf dem Wasser. Die Rückseite zeigt einen Landschaftsausschnitt mit einer Uferdarstellung. Auf dem See treiben zwei Boote, jeweils mit einem Paar. Die Fächerhalszonen füllen eine in Chinoiserie- Manier gemalte Kartusche, deren Einzelmotive sich auf den Deckstäben wiederholen.
Bildthema und Komposition der Darstellungen sind charakteristisch für die Gestaltung bestimmter Fächertypen des 18. Jahrhunderts. Als ein sehr gut erhaltenes Beispiel eines Elfenbeinfächers mit szenischen Darstellungen präsentiert dieser Fächer als einziges Objekt dieser Zeitspanne in diesem Konvolut des Deutschen Textilmuseums die facettenreiche europäische Fächermode des Rokokos.
Die bedeutendsten Herstellungszentren für bemalte und lackierte Beinfächer befanden sich in Holland und vor allem in Frankreich. Die Sujets leiten sich aus graphischen Vorlagen ab, mitunter konnten sie auch nach bekannten Gemälden in Auftrag gegeben werden.
Im Rahmen der Ausstellung „Prestigesache – Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert“ (05.11.2023–16.06.2024) wurde der Fächer mit Hilfe einer Förderung durch die Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt gemeinnütziger Verein e.V. restauriert.
